Die Welt ist elektronisch klein geworden. Das Wissen jederzeit verfügbar. Wir schreiben Emails und schicken sie um den Globus, in immer höheren Taktraten. Und die Kunst wird bald vollständig vom großen Schwamm Internet aufgesogen sein.


Aber noch wird geschrieben. Erich Wlucka ist gelernter Graveur. Seine frühen Bilder, Monotypien mit einfachen Zeichen, erzeugen Spannung und lösen diese wieder auf. Ein visueller Beginn seine Welt zu be-schreiben. Es folgen kalligraphische Zeichnungen gruppendynamischer Vorgänge, wie Ballettszenen, die die Nähe von Schrift und geometrischer Auffassung ebenfalls nicht verleugnen.


Die Ende der 60er Jahre produzierten Graphiken, vorzugsweise Radierungen, sind gekennzeichnet von dynamischer Linienführung, die sich in Richtung exakter, räumlicher Koordinaten verhält. Auch hier ist der Kontrast des geistigen Konstrukts und einer sinnlich organischen Epidermis sichtbar.
In seinen Landschaften, Geometrien und Figurenbildern scheint sich die Bewegtheit des Lebens in den Komponenten des Materialbildes zu realisieren. Schrundige Gründe, gleich erstarrter Lava werden durch Einritzungen und Zeichensetzungen geöffnet und geben den Blick frei auf darunterliegende farbige Ebenen.


Es ist sein Versuch den Assoziationszwang des Menschen zu verringern, sich ständig orientieren zu müssen. Der Konflikt gegenständlicher und abstrakter Auffassung wird auch hier nicht aufgelöst. Und so wird mit jedem neuen Bild, das Erich Wlucka malt, diese Unvereinbarkeit provoziert.


Er folgt dem von Anbeginn an bestehenden Wunsch des Menschen, seiner Existenz durch das Medium Bild Ausdruck zu verleihen. Diese wache Möglichkeit, als verbildlichte Wirkung des Lebendigen, geöffnet für Erlebnisse von Reflexion und Phantasie, lädt den Betrachter zum Überdenken eigener Erfahrungen ein.

EUGEN PRUSKO, 2000